Hörspiel 4

Le mouchoir - Chrieg z’Winterthur

Autorin Hörspiel
Katja Alves
Komposition Musik

Pia Voss
Sprecher:innen
Anouk Weber (Emma), Jolene Zecchini (Lotti), Patrick Juvet Baka (Monsieur Cheval)

Le mouchoir - Chrieg z’Winterthur

25. Mai 1799, Kirchplatz vor der Stadtkirche

1798 marschierten die Franzosen in Winterthur ein und besetzten die Stadt. Viele Winterthurer Familien mussten einen französischen Soldaten bei sich aufnehmen.

Emma ist gar nicht begeistert von den Franzosen. Monsieur Dubois, der bei ihrer Familie einquartiert ist, hat sich schrecklich benommen. Ganz anders Monsieur Cheval, der bei Lotti’s Familie lebt. Er hat gute Manieren und lehrt Lotti Französisch. Die beiden Mädchen sind frei erfundene Charaktere. Nun aber herrscht Krieg zwischen den Franzosen und den Österreichern, ganz in der Nähe hört man das Kanonengrollen. Die Franzosen ziehen ab. Lotti will Monsieur Cheval unbedingt noch das „mouchoir“ von seiner Verlobten bringen, das feinbestickte Taschentuch, das er bei ihr zuhause vergessen hat. Die beiden Mädchen wagen sich auf den Kirchplatz, wo sich die französischen Soldaten in aller Hast vor dem Abzug versammeln. In der Kirche soll es sogar Kriegsgefangene geben …

Mundartwörter und Mundartausdrücke im Hörspiel …

  • ipildete Pinsel – eingebildeter Mensch, Wichtigtuer
  • gsoffe hät er wienes Loch – er trank sehr viel Alkohol
  • jedem Wibsbild hät er naguenet – jeder Frau stellte er nach
  • jetzt sig doch nid sonen Schisshas – sei doch nicht so ein Angsthase

1799 in Winterthur…

1799
wohnten in Winterthur etwa 3000 Menschen.

um 1799
bekamen die Häuser in Winterthur Nummern, damit sich die fremden französischen Soldaten in den Gassen zurecht fanden. Vorher hatten die meisten Häuser bloss Namen.

um 1799
entstand in Winterthur die erste chemische Fabrik der Schweiz, das Laboratorium im Neuwiesenquartier (Laboratoriumstrasse).

Mehr geschichtliche Fakten und Bilder über…


Helvetik, Franzosen in Winterthur
Winterthurer Stadtgeschichte, Band 1 Chronos Verlag, Seiten 276 – 279

Erinnerungen von Johann Conrad Troll, der als Kind die Franzosenzeit in Winterthur erlebte und eine bedeutende Winterthurer Chronik schrieb:
«Die Einlagerungen der Franzosen, das beständige Hin- und Hermarschieren auf den sieben zu unserer Stadt führenden Strassen, verschaffte uns Knaben viel Augenlust, brachte aber auch ganz von der früheren Lebensweise ab. Wir vergassen Schule und Spiele und liefen nur den immer trommelnden und trompetenden Franzosen nach. Doch stumpfte auch da die Gewohnheit endlich den Stachel der Neuheit ab.(…) Die Berührung beschränkte sich auf das Haus, wo selten ein Tisch gedeckt wurde, ohne dass ein uniformiertes Franzosengesicht mit zusass. Das Bestreben, die französischen Wörter und Phrasen, die man in der Schule aufgefasst, an den Mann zu bringen, knüpfte manches freundliche Verhältnis. Oft bildete der Einquartierte sich zum Hauslehrer und Sprachmeister aus.»

Französisches Militär 1799
Bild von verschiedenen französischen Soldaten/Dienstgrade, Seite 9
Karikaturzeichnungen „Einquartierung der Soldaten“, Seite 57
https://data.stadt-zuerich.ch/dataset/zuerich-1799-grundlagendaten/download/Publikation_Zuerich1799_200dpi.pdf

Wörterbuch 1799
Deutsch-Russisch-Französisch Das Wörterbuch sollte die Verständigung mit den fremden Soldaten erleichtern.
https://www.stadt-zuerich.ch/hbd/de/index/staedtebau/archaeo_denkmal/publikationen/weitere_publ/woerterbuch_1799.html